Es ist eine sprachliche Eigentümlichkeit: Mitten in Brasilien sprechen einige Menschen heute noch „Hunsrückisch“ – einen deutschen Dialekt. Eine Ausstellung im Rahmen des „Schaufensters der Wissenschaft“ im KU.impact-Büro beschäftigt sich nun mit der speziellen Mundart, die nur in dem südamerikanischen Land vorkommt und auf Dialekte aus Rheinland-Pfalz zurückgeht. Die sprachliche Besonderheit ist durch Einwanderungsgeschichte zu erklären. Studierende der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) haben gemeinsam mit Prof. Dr. Sebastian Kürschner (Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft) und weiteren Dozierenden bei einer Studienreise untersucht, wie sich das Hunsrückisch im brasilianischen Alltag entwickelt hat und welche Rolle es noch spielt. Die Ausstellung zeigt ab Dienstag, 25. Juni, die Ergebnisse.
Plakate, Fotos, Videos und Audiodateien bieten Einblicke in die Themen Gesellschaft, Kultur, deutsche Sprache und Einwanderungsgeschichte in Brasilien. Die Ausstellung „Deutsch-portugiesischer Sprachkontakt seit dem 19. Jahrhundert: Ausstellung zu einer Studienreise nach Südbrasilien“ ist das Ergebnis eines Projektseminars (Leitung: Carina Redel, Angélica Prédiger und Lucas Löff Machado), das die Daten der Forschungsexkursion aufbereitet hat. Zur Eröffnung wird am Dienstag, 25. Juni, zunächst um 18.30 Uhr die Dokumentation des Bayerischen Rundfunks „In Brasilien auf Hunsrückisch leben“ gezeigt. Ab 19.30 Uhr schließt sich die Präsentation der Exkursions-Ergebnisse an.
Im März und April 2019 hatte die Exkursionsgruppe der KU in mehreren Städten in Südbrasilien Interviews mit den Nachkommen von Auswanderern geführt. Auch andere Orte der Erinnerung deutscher Geschichte wie Friedhöfe, Kirchen, Vereine und Museen waren Teile der Datenerhebung. So wurden beispielsweise deutsche Inschriften dokumentiert. Unterstützung erhielt die Gruppe der KU dabei von vier Forschungsmitarbeitern zu den deutschen Dialekten aus der Bundesuniversität Rio Grande do Sul (UFRGS). Die teilnehmenden Studierenden aus den Studiengängen Lateinamerikastudien, Germanistik, Psychologie und dem Master “Conflict, Peace and Memory” lernten in dem Projekt, wie wissenschaftliches Forschen im Bereich Mehrsprachigkeit und Migration funktioniert. Südbrasilien eignete sich besonders als Forschungsziel, da die portugiesische und deutsche Sprache dort seit dem 19. Jahrhundert miteinander in Kontakt sind. Aus deutschsprachigen Gebieten wie Böhmen, Hunsrück und Pommern kamen Einwanderer in diese Region.
Ergänzt wird die Ausstellung mit Kunstwerken der brasilianischen Künstlerin und Lehrerin Sara Winckelmann. Sie wohnt in Porto Alegre, Brasilien, wo sie Holzschnitt im Museum der Arbeit unterrichtet. In ihre Werke mischt sie Techniken der Druckkunst und der manuellen Herstellung. Durch Druckkunst und Stickarbeit werden Erfahrungen des alltäglichen Lebens präsentiert, wie sie von jemanden wahrgenommen werden, der in einer deutschen Gemeinde in Brasilien aufgewachsen ist.
Die Ausstellung im KU.impact-Büro (Am Anger 18, Eichstätt) ist vom 25. Juni bis zum 19. Juli jeweils montags bis donnerstags von 9 bis 17 Uhr und freitags von 9 bis 12 Uhr geöffnet.
Foto: Die Exkursionsgruppe der KU war im März und April 2019 in Südbrasilien unterwegs, um über die Rolle des deutschen Dialekts „Hunsrückisch“ im brasilianischen Alltag zu forschen. Foto: Débora Kist