Wie berühren die Herausforderungen unserer Zeit die Schulen und Bildungseinrichtungen? Wie können Lehrende gut auf neue Anforderungen reagieren? Anregungen zu diesen Fragen bot der Junge Futurologischen Kongress des Ingolstädter Stadttheaters. Die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt hat sich mit einem Programm zum Thema „Hochschulen der Zukunft“ beteiligt: Mehrere Vortragende schilderten ihre Sichtweisen aus Forschung und Praxis. Im Publikum saßen Lehrende, aber auch viele Schülerinnen und Schüler, als der Sitzungssaal des Ingolstädter Rathauses am Freitag zu einem Kongresssaal rund um die „Bildung der Zukunft“ wurde.
Der sinnvolle Umgang mit Vielfalt beschäftige Prof. Dr. Daniel Mark Eberhard (Professur für Musikpädagogik) in seinem Vortrag „Diversität in Schule und LehrerInnenbildung“. Er zeigte auf, dass in der heutigen Zeit des „anything goes“ die Menschen in vielen Lebensbereichen einer teils überfordernden Vielheit der Optionen ausgesetzt seien – „von der Produktauswahl im Handel, über Ernährungs-, Lebens- und Gesundheitskonzepte, Kommunikationswege bis hin zur Wahl passender Studiengänge“. Auch die Musik mit ihren vielen Erscheinungs- und Umgangsformen sei davon betroffen. Ohnehin bringen Schülerinnen und Schüler ganz verschiedene Vorkenntnisse mit. Aspekte der „musikalischen Heterogenität“ sind beispielsweise Fähigkeiten am Instrument, Hörerfahrungen, Musikgeschmack oder rhythmische Sicherheit. Daneben müssten Pädagoginnen und Pädagogen zudem auf weitere Facetten der Heterogenität eingehen, die durch Prozesse wie Migration, Inklusion und medialen Wandel, aber auch durch die Individualisierung selbst noch vielgestaltiger würden. Um diesen Umstand als Chance für eine Neuausrichtung von Fächern wie Musikpädagogik, Kunstpädagogik oder Theaterpädagogik nutzen zu können, plädierte Eberhard dafür, Diversität und Inklusion zu einem Leitthema zu erheben.
Mit seinem Vortragstitel „We DO need education“ antwortete Prof. Dr. Heiner Böttger (Professur für Didaktik der englischen Sprache und Literatur) direkt auf das Motto des Jungen Futurologischen Kongresses, „We don‘t need no education“. Allerdings brauche es einen Systemwechsel in der institutionalisierten Umsetzung von Bildung und Erziehung. Als wichtige Schlagwörter nannte Böttger die Aspekte „lokal und global“, „anlassorientiert“, „differenziert“, „restrikitonsfrei“ und „mehrsprachig“. Der KU-Professor berief sich auf entsprechende Forschungsergebnisse. Sie zeigten bereits, wie sich Lernen besser gestalten ließe, betonte er. Problematisch sei beispielsweise der soziale Jetlag, unter dem Pubertierende wegen ihres nach hinten verschobenen biologischen Rhythmus‘ litten. Auch, dass Lernen nicht linear funktioniere und das Gedächtnis bei der üblichen Form des Unterrichts, gerade beim Erlernen von Sprachen, nicht optimal angesprochen wird, sei längst klar. Entschieden sprach er sich gegen „Gleichmacherei“ im Erziehungssystem aus.
Im Abschluss öffnete Thomas Sporer, Leiter der Stabsabteilung für Bildungsinnovation und Wissenstransfer an der KU, das Thema für eine breit angelegte Diskussionsrunde. Es gehe darum, wie man heute junge Menschen verantwortungsvoll auf eine ungewisse Zukunft vorbereiten könne, sagte er und ermunterte die anwesenden Schülerinnen und Schüler, ihre Wünsche für eine „Hochschule der Zukunft“ direkt an KU-Präsidentin Prof. Dr. Gabriele Gien und an Prof. Dr. Heiner Böttger zu richten. Besonders interaktiv wurde die Runde durch das Fishbowl-Format: Die Diskutierenden saßen im Kreis, das Publikum außenherum. Die Stuhlkreise waren dabei so locker gestellt, dass jede und jeder sich nach innen und somit mitten in die Diskussion begeben konnte. Die Gäste sprachen so über ganz verschiedene Aspekte der Bildung, von „Lernen soll Sinn stiften“ bis hin zu dem Wunsch, sich an der Uni auch als Persönlichkeit entwickeln zu können oder mehr Freiheit bei Bildungswegen zu haben.
Fotos: Verena Gutsche