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Ein Vortrag des ehemaligen Bundesumweltministers, Spannendes aus der Forschung und Workshops: Das Programm des Zukunftsforums haben am Samstag über 300 Interessierte an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) verfolgt, um sich über die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu informieren und mitzudiskutieren.
„Wir sind gemeinsam für unsere Zukunft verantwortlich“, sagte KU-Präsidentin Prof. Dr. Gabriele Gien an die Besucherinnen und Besucher gewandt bei ihrer Begrüßung in der Aula der Universität. Mit Veranstaltungen wie dem Zukunftsforum wolle man „die Gesellschaft mit ins Boot holen“. Dazu sei das im Rahmen der BMBF-Initiative „Innovative Hochschule“ geförderte Projekt „Mensch in Bewegung“ der KU und der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI) da. Gien erklärte auch, dass die KU als einzige EMAS-zertifizierte Universität in Deutschland ihren Auftrag wahrnehme, eine Wirkung in die Gesellschaft zu entfalten. THI-Präsident Prof. Dr. Walter Schober betonte, er sei überzeugt, dass man Technologien brauchen werde, um dieses Zukunftsthema zu bewältigen. Oberbürgermeister Andreas Steppberger sprach als Vorsitzender des Regionalmanagements IRMA, das das Zukunftsforum mitveranstaltete. Die Kooperation zwischen „Mensch in Bewegung“ und IRMA sei „absolut fruchtbringend“, sagte er, gerade beim Thema Nachhaltigkeit, für das man Netzwerke brauche.
In seinem Festvortrag ließ der ehemalige Bundesumweltminister Klaus Töpfer das Publikum an seiner Erfahrung teilhaben. Die aktuelle Debatte um mehr Klimaschutz setzte er in Bezug zu früheren Diskussionen um den Kernenergie-Ausstieg oder das Waldsterben. Bei diesen Themen hätten Proteste der Bevölkerung schließlich zu Lösungen geführt. „Es wäre zu beklagen, wenn nicht demonstriert würde“, sagte er mit Bezug auf Fridays for Future. Nun müsse man Mehrheiten für die Forderungen gewinnen und sie in politische Realitäten umsetzen.
Zur Frage, was man konkret für Nachhaltigkeit tun könne, sagte Töpfer, Deutschland müsse als technologisch hoch entwickeltes Land Techniken vorantreiben, die Energieversorgung oder Mobilität sicherstellen. Mit Blick auf seine Zeit in Afrika – er leitete das Umweltprogramm der Vereinten Nationen in Nairobi – sagte er, entscheidend für Zukunfts-Technologien sei, dass sie globalisierungsfähig, mit der Demokratie vereinbar und dezentral benutzbar seien. Dennoch warnte er vor überzogenem Technik- und Fortschrittsglauben: „Wir wachsen eigentlich nur noch an der Beseitigung der negativen Auswirkungen vorangegangenen Wachstums.“ Suffizienz, also ein „genug ist genug“, sei ein wichtiger Teil der Lösung der „Menschheitsherausforderung ersten Ranges, dass 10 Milliarden Menschen in Frieden zusammenleben und ihre Bedürfnisse befriedigen können“.
Schon während des Vortrags hatte das Publikum Gelegenheit, mit dem Smartphone über die Online-Plattform „tweedback“ Fragen zu stellen. Bei der anschließenden Podiumsdiskussion mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik griff Moderator Stefan König nun einige dieser Fragen auf. Dabei kamen ganz unterschiedliche Aspekte des Klimaschutzes zur Sprache.
Klaus Töpfer betonte, vieles hänge daran, auf welche Werte wir uns in unserer Gesellschaft organisierten. Wenn „Konsumieren als einziger Wert“ im Vordergrund stehe, mache das Probleme. Diesen Aspekt hob auch die Eichstätter Unternehmerin Rebecca Böhm hervor: Für Nachhaltigkeit in der Gastronomie und im Lebensmittelhandel brauche es ein Umdenken. „Muss das Regal kurz vor Ladenschluss noch gefüllt sein?“ – diesen Anspruch solle man hinterfragen. Ingolstadts Oberbürgermeister Christian Lösel antwortete auf die Frage nach einem neuen Verkehrskonzept, dass individuelle Mobilität „ein Massentrend“ sei und man deswegen auf Sharing und Vernetzung setzen müsse. Auf die Frage, was Hochschulen zu Zukunftsthemen beitragen könnten, antwortete der THI-Professor für Energiesystemtechnik, Uwe Holzhammer: Hochschulen könnten über Problemlagen und Forschungsergebnisse kommunizieren und so zu einer „hohen Akzeptanz für Veränderungsprozesse“ wie die Energiewende in der Gesellschaft beitragen. KU-Professorin Hemmer sagte: „Wir bilden die Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger der Zukunft aus.“ Michaela Spindler vom studentischen Umweltreferat betonte im Verlauf der Diskussion, studentisches Engagement für Nachhaltigkeit an den Hochschulen brauche noch mehr Vernetzung.
Im Anschluss an diese Impulse bot der Nachmittag Gelegenheit, die Themen in Workshops noch weiter zu vertiefen: dieses Angebot, aufgeteilt in fünf Themenbereiche, nahmen rund 120 Interessierte wahr. Zwei Gruppen debattierten über Vor- und Nachteile von Zukunftsvisionen wie dem verstärkten Einsatz von digitalen Technologien im Gesundheitswesen (Smart Health) oder autonom fahrendem ÖPNV. Im Workshop „Echte Optionen für Nachhaltigkeit“ entwickelte sich mithilfe eines Brettspiels ein lebhafter Austausch über Möglichkeiten, den eigenen Alltag nachhaltiger zu gestalten – von verpackungsfreiem Einkaufen über sparsameres Heizen bis hin zum Beachten von Fairtrade-Labels bei Textilien. Im Planspiel mit der Simulations-Software „Sustain 2030“ der Firma iCondu probierten zwei Gruppen aus, wie sich die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen auf die Region 10 auswirken würde. Über die Möglichkeiten, die das Ausrufen eines Klimanotstands für die eigene Kommune bringen könnte, diskutierten Kommunalpolitikerinnen und -politiker mit weiteren Interessierten – ein fachlicher Impuls kam dabei vom Nachhaltigkeits-Netzwerk RENN.süd. Wie sich Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) für Unterricht, Schulkultur, -bewirtschaftung und Kooperationen einsetzen lässt, darüber tauschten sich Lehrkräfte aus.
Mitnehmen konnten die Gäste außerdem Anregungen aus der Forschung der KU: Im Foyer der Aula war eine Posterausstellung mit Themen von Gletscherschwund über Auenlandschaft bis hin zu nachhaltigem Konsum und Vogelbeobachtung zu besichtigen. Dort stellten auch studentische Initiativen ihr Engagement vor. Über Herausforderungen in der Klimaforschung berichtete Prof. Dr. Susanne Jochner-Oette in einem Impulsvortrag. Wie sie erläuterte, deuten neue Forschungsergebnisse darauf hin, dass Wetterextreme wie Hitzesommer in Mitteleuropa wahrscheinlicher würden. Die dabei gemessenen Höchsttemperaturen wie 42,6 °C im vergangenen Sommer in Lingen (Niedersachsen) stiegen zudem ebenfalls an. „Diese Trends sind sehr deutlich“, erklärte Jochner-Oette.
In einer Abschlussrunde stellten die Workshopleiterinnen und -leiter die Ergebnisse aus ihren Gruppen vor. Dabei kamen die Bild-Protokolle zum Einsatz, die ein Team aus Graphic Recordern, protokollierenden Zeichnern, über den Tag erstellt hatte. Zu berichten gab es ganz Konkretes: Die Teilnehmenden aus „Echte Optionen für Nachhaltigkeit“ haben sich persönliche Klimaschutzziele für ihren Alltag in der Adventszeit gesetzt. Aus dem Workshop „Nachhaltigkeit an Schulen – wie geht das?“ haben sich Arbeitsgruppen gebildet, die das Thema gemeinsam weiter vorantreiben wollen.
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Die Umfrage dauert etwa 5 bis 10 Minuten: www.ku.de/feedback-mib