Der Lehrstuhl für Deutschdidaktik an der KU und die Bücherei der Stadt Eichstätt und des St. Michaelsbundes gehen neue Wege bei der Leseförderung: Sowohl Untersuchungen von Lehrstuhlvertreterin Professorin Dr. Ina Brendel-Perpina als auch weitere aktuelle Studien zeigen, dass Jungen ab dem Grundschulalter oftmals über eine geringere Lesekompetenz verfügen als gleichaltrige Mädchen. Dies gilt besonders dann, wenn die Kinder aus einem sozial oder wirtschaftlich benachteiligten Lebensumfeld kommen. Gut lesen zu können ist jedoch eine wesentliche Voraussetzung dafür, sich mit anderen Menschen verständigen und am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. Die Folgen für benachteiligte Kinder zeigen sich daher oft noch im späteren Leben: im weiteren Bildungsverlauf, bei der Integration in den Arbeitsmarkt sowie im Alltag. Aus diesen Gründen setzt das Projekt „boys & books“ bereits bei Schülern im Kindesalter an. Das Projekt nutzt dazu die am Lehrstuhl für Deutschdidaktik bereits bestehenden Kooperationen der Internet-Plattform www.boysandbooks.de mit einer bundesweiten Fachjury mit 20 ehrenamtlich tätigen Expertinnen und Experten sowie mit rund 50 Buchverlagen.
Um der Bildungsbenachteiligung von Jungen entgegenzuwirken, arbeiten die am Projekt beteiligten Kooperationspartner an einer genderspezifischen Leseförderinitiative. Langfristiges Ziel dieser Initiative ist die Einrichtung und Etablierung eines Eichstätter Jungen-Literaturpreises. Im Rahmen des Projektes entsteht zunächst eine Jungen-Lesegruppe, die bookster boys, in der Bücherei Eichstätt. Angeleitet von Studierenden im Seminar von Dominik Achtermeier, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der KU, wählt die Gruppe ihre Lieblingsbücher aus den Top-Titeln der Internetplattform „boys & books“. Zu diesen Buchtiteln gestalten die Schüler Präsentationen, um ihre präferierten Lektüren anderen gleichaltrigen Jungen zu empfehlen. Das Projekt folgt hierbei einem Prinzip, das Eltern von den Wünschen der Kinder kennen: Was Freunde gut finden, das mögen die eigenen Kinder häufig auch.
Wesentlich für den Erfolg des Vorhabens ist die enge Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern in der Region: „Um vor allem bildungsbenachteiligte Jungen zu erreichen, adressieren wir zusammen mit der Bücherei Schüler aus den Schulen der Stadt Eichstätt. Zugleich möchten wir auch leseaffine Jungen, deren Lesebegeisterung in die Peergroup ausstrahlen kann, in das Projekt einbinden,“ erläutert Professorin Brendel-Perpina. „Wir merken deutlich, dass die Lesebegeisterung bei Jungen mit zunehmenden Alter abnimmt. Durch das Projekt möchten wir Jungen daher dafür gewinnen, unsere Bücherei intensiver zu nutzen. Viele wissen nicht, dass wir ein spezifisches Angebot für Jungen vorhalten,“ erläutert Claudia Forster, Leiterin der Bücherei Eichstätt.
Projektbeginn war der 1. Oktober. Zum Abschluss wird ein medial gestütztes Lese-Event von Kindern für Kinder organisiert. Zugleich sollen die von den Jungen gestalteten Inhalte auf einer Internet-Seite veröffentlicht werden, um das Modellprojekt einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Gefördert wird das Projekt „boys & books“ durch den Innovationsfonds des Projektes „Mensch in Bewegung“ an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Ziel der Förderung ist es, die Zusammenarbeit zwischen Universität und Stadtgesellschaft in Eichstätt zu stärken. Die Gelder des Fonds dienen im Rahmen des geförderten Projektes dazu, insbesondere die Einbindung der Schüler sowie weiterer Partnerorganisationen in der Region zu ermöglichen.
Bildunterschrift: Bereits im vergangenen Jahr tauschten sich noch vor Corona-Zeiten (v.l.) Claudia Forster (Leiterin Bücherei Eichstätt), Konrad Hößl (1. Vorsitzender des Sankt Michaelsbundes Ortsverein Eichstätt) und Prof. Dr. Ina Brendel-Perpina (KU) über das Projekt „boys and books“ aus. (Foto: Dr. Walter Buckl)