Die COVID-19-Pandemie führte in Deutschland zu einer bisher nie dagewesenen Umstellung der Präsenzlehre auf digitale Formate. Vor dem Hintergrund werden die Hochschulen im Bereich der Lehre seit über zwei Jahren immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt. Was sind die Erkenntnisse aus zwei Jahren digitaler Lehre und welche Erfolgsgeschichten können wir als Hochschule bisher mitbringen?
Moderiert von Prof. Dr. Christian Stummeyer, Inhaber der Professur „Wirtschaftsinformatik und Digital Commerce“ an der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI), kamen ausgewählte Gäste zusammen, um über die Zukunft der digitalen Hochschullehre zu diskutieren. Zu Gast in der Diskussionsrunde waren Prof. Dr. Julia Blasch (THI, Lehrgebiet: Umwelt- und Nachhaltigkeitsökonomik), Prof. Dr. Hans-Joachim Hof (THI, Vizepräsident für Hochschulausbau und Sonderaufgaben), Prof. Dr. Ulrich Schlickewei (THI, Studiendekan Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen), Prof. Ingrid Stahl (THI, Lehrgebiet: Mensch-Maschine-Interface Design) und Viktoriya Syedyenkova (THI, Vertretung der Studierenden).
Angeknüpft wurde an die Kernelemente der Online-Diskussion von vor zwei Jahren zu Beginn der Pandemie. Damals zeigte eine interaktive Umfrage zu drei möglichen Zukunftsszenarien unter den knapp 50 Teilnehmenden, dass für die Entwicklung bis 2025 eine gemischte Lehrvariante zwischen Online- und Präsenzveranstaltungen („Blended Learning“) für am wahrscheinlichsten gehalten wurde.
Was ist davon eingetreten, was hat sich vielleicht auch grundlegend verändert?
Die Panel-Teilnehmenden betonten, dass sich durch die rasche Digitalisierung von Präsenzformaten neue Anforderungen für die Lehre ergeben haben, die entsprechend Zeit für die Umsetzung benötigen. So sei zum Beispiel sogenannter Evergreen Content ein wichtiger Baustein für die Nachhaltigkeit der digitalen Inhalte. Hierunter werden Inhalte verstanden, die über einen sehr langen Zeitraum für ein Thema relevant bleiben und somit eine lange Verwendungsdauer haben. Auch habe sich die Rolle der Lehrenden in gewissen Bereichen geändert – vom Content-Creator hin zum Kurator, zum Beispiel bei Videoinhalten.
Als bisher noch aufwendigstes Format werde die hybride Lehre gesehen. Gerade die Atmosphäre im Raum mit den Studierenden und das Zwischenmenschliche seien über digitale Tools und Formate nach wie vor noch schwer abbildbar. Somit funktioniere die hybride Lehre oft nur in kleinen Teilbereichen. „Unser Kernprodukt der THI ist die Learning Experience“, so Prof. Dr. Hof. Lehre müsse individuell sein (analog und digital). Auch entsprechende Raumkonzepte müssen mitbedacht werden. Digitale Tools und Techniken hingegen seien mittlerweile schon recht ausgefeilt und auch die zentrale Verfügbarkeit durch die Hochschulorganisation sowie die strukturelle Verankerung habe sich in den vergangenen zwei Jahren stark verbessert. Eine große Chance wird in der Anwendung und Integration von Künstlicher Intelligenz in der Lehre gesehen, wie auch aktuell im Projekt THISuccessAI forciert. Das Projekt zielt darauf ab, Studierende in MINT-Studiengängen durch individualisierte Lernpfade im Studienerfolg zu unterstützen.
Das Panel schloss mit einer Vision für die Hochschullehre an der THI im Jahr 2030: Im Mittelpunkt stehe weiterhin der Lernfortschritt – dieser soll durch die Unterstützung von zukunftsweisenden digitalen Technologien noch weiter individualisierbar sein.
Die Diskussionsrunde wurde vom Projekt „Mensch in Bewegung“ organisiert, eingebettet in den „Tag der digitalen Lehre“ an der THI, der nun schon zum sechsten Mal veranstaltet wurde.