Auf Grundlage welcher Informationen bilden vor allem Jugendliche heute ihre Meinung? Welche Rolle spielen dabei soziale, aber auch traditionelle Medien wie Tageszeitungen oder öffentlich-rechtlicher Rundfunk? Diese und weitere Fragen zum Thema Meinungsbildung und Meinungsfreiheit im Zeitalter sozialer Medien standen am Dienstagabend im Fokus einer Podiumsdiskussion im Büro für die Bürgerschaft an der KU Eichstätt-Ingolstadt. Die Diskussionsrunde war Teil der Reihe wissen.schafft.wir. DIALOG und vereinte somit Erfahrungen und Perspektiven aus Wissenschaft und Praxis. Nicole Balzer (Jugendzentrum Eichstätt), Dr. Eveline Hermannseder (Stadtjugendring Ingolstadt), Prof. Dr. Annika Sehl (Lehrstuhl für Journalistik mit Schwerpunkt Medienstrukturen und Gesellschaft an der KU) und Marco Schneider (Redaktionsleiter Eichstätter Kurier) brachten ihre Sichtweisen auf das Thema ein. Thomas Metten (Stabsstelle Strategie und Hochschulentwicklung, KU) moderierte die Diskussion, die später auch für das Publikum geöffnet wurde.
Dass junge Menschen sich viel mit sozialen Medien wie TikTok oder Instagram beschäftigen, zeigt sowohl der Alltag in der Jugendarbeit als auch die Forschung. Dr. Eveline Hermannseder und Nicole Balzer berichteten, dass ihrer Erfahrung nach darüber hinaus auch der direkte Austausch mit Freundinnen, Freunden oder Familienangehörigen für Jugendliche eine sehr wichtige Rolle spiele, wenn es um Meinungsbildung geht. Vertrauen sei in der Jugendarbeit die wichtigste Voraussetzung, um mit jungen Menschen über ihre Einstellungen zu aktuellen Themen sprechen zu können.
Quellen einschätzen lernen und darüber Bescheid wissen, dass es Techniken gibt, mit denen Videos oder Fotos verfremdet werden können – Prof. Dr. Annika Sehl nannte unter anderem diese Beispiele, um die Wichtigkeit einer frühzeitigen Medienkompetenzentwicklung bei Jugendlichen zu betonen. Außerdem solle der direkte Diskurs im realen Raum auch von klassischen Medien stärker gefördert werden. In ihrer Forschung beschäftigt sich Prof. Dr. Annika Sehl schwerpunktmäßig mit öffentlich-rechtlichen Medien. Beim Angebot von Informationen über soziale Medien müssten diese einen Spagat meistern, schilderte die Wissenschaftlerin. Einerseits könnten sie über Instagram und andere Social-Media-Kanäle junge Leute gut erreichen und informieren. Andererseits bringe Abhängigkeit von diesen Kanälen auch Herausforderungen mit, da hinter sozialen Medien Unternehmen stehen, die mit ihren Angeboten vor allem kommerzielle Interessen verfolgen.
Auch privatwirtschaftlich finanzierte Medien, wie z.B. Tageszeitungen beschäftigen sich mit sozialen Medien. Informationen, die dort verbreitet werden, werden auch von Journalistinnen und Journalisten wahrgenommen und können Teil der Berichterstattung sein. Marco Schneider betonte in diesem Zusammenhang, dass es für seine Redaktion wichtig sei, diese Informationen sorgfältig zu prüfen, einzuordnen, und nicht jeden Trend zu verfolgen.
Die Podiumsdiskussion war Teil der Veranstaltungsreihe wissen.schafft.wir. DIALOG.