Wie kann die Zukunft aussehen und wie kann sich Forschung mit ihr beschäftigen? Das Interesse an der Beschäftigung mit dieser Frage hat Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Interessierte aus Wirtschaft und Gesellschaft an der KU in Ingolstadt zusammengeführt. Um die eine Zukunft, das wurde im Rahmen der Tagung „Zukünfte entwerfen – Futures Studies für eine nachhaltige Entwicklung“ deutlich, geht es jedoch weder bei der wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Thema noch in der Praxis. Vielmehr steht bei der Zukünfteforschung (engl. Future Studies) die Frage im Vordergrund, welche unterschiedlichen Zukünfte denkbar sind.
Prof. Dr. Markku Wilenius, Professor für Zukunftsforschung am Finland Futures Research Centre (FFRC) der Universität Turku, machte in seiner Keynote deutlich, dass die Rolle der Future Studies an seinem Institut von Beginn der 1990er Jahre bis heute kontinuierlich zugenommen hat. Ziel des FFRC sei es, theoretisches und praktisches Wissen über die Rolle zu generieren, die verschiedene Zukünfte für jede und jeden einzelnen, für Organisationen und die Gesellschaft spielen. Dabei arbeite die Universität im Bereich Future Studies mit Unternehmen und Politik zusammen.
Die Relevanz von Austausch und Kooperation sprach auch Stefanie Ollenburg, Zukunftsforscherin an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, in ihrem Vortrag an. „Alle müssen zusammenarbeiten, weil wir alleine nichts bewegen können“, sagte sie. Am Beispiel von Ingenieurinnen und Ingenieuren, Designerinnen und Designern und Zukunftsforschenden an Universitäten zeigte sie, wie unterschiedlich sich verschiedene Akteure mit dem Thema Zukunft auseinandersetzen. Ollenburg betonte, dass die Kooperation solch unterschiedlicher Akteure sehr fruchtbar sein könne.
Das Ergebnis einer anderen Art von Zusammenarbeit konnten die Tagungsteilnehmenden in der Ausstellung „Eichstätts KI-Oasen“ sehen. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz generierte Bilder zeigten, wie der Marktplatz und der Residenzplatz in Eichstätt zukünftig aussehen könnten. Für das Projekt hatte das Büro weiss Architekten in Eichstätt Bürgerinnen und Bürger gefragt, wie sie sich die Plätze in der Zukunft vorstellen. Mit den Ergebnissen wurden Prompts für eine KI generiert, die die Ideen der Bürgerinnen und Bürger schließlich visualisierte. Eines der Bilder zeigt beispielsweise einen kleinen Park mit Bäumen auf dem Marktplatz.
Andreas Meinheit, Mitbegründer der Audi Foresight Academy, erklärte, wie sich der Automobilhersteller mittels Trendforschung mit der Zukunft auseinandersetzt. Ziel sei es, Entwicklungen bereits am Anfang zu identifizieren und für Audi und den VW-Konzern nutzbar zu machen. Dies seien keine Future Studies, wie die Wissenschaft sie versteht, jedoch ließe sich sicher darüber diskutieren, was beide Ansätze vielleicht gemeinsam haben.
Man müsse die „gegenwärtige Zukunft“, die wir prognostizieren, unterscheiden von der „zukünftigen Gegenwart“, sagte Prof. Dr. Daniel Barben, der in seiner Keynote über Wissen, Politik und Ethik in der gesellschaftlichen Transformation sprach. Wichtig sei, immer zu unterscheiden, von welcher Zukunft gesprochen wird, weil Zukunft sehr kontextspezifisch ist.
Einen Rahmen um die vier Keynotes baute Prof. Dr. Harald Pechlaner, Founding Chair der School of Transformation and Sustainability der KU, der die Tagung eröffnete und gemeinsam mit dem Projekt „Mensch in Bewegung“ organisierte. Wichtige Impluse lieferten außerdem die KU-Präsidentin Prof. Dr. Gabriele Gien und Dr. Thomas Metten, Stabsstelle für Strategie und Hochschulentwicklung.
Am Nachmittag beschäftigten sich die Teilnehmenden in Workshopgruppen vertieft mit Ansatzpunkten zur praktischen Auseinandersetzung mit Zukünften. In der abschließenden Diskussion wurde dann gemeinsam mit einer Eichstätter Unternehmerin und Forschenden der KU darüber nachgedacht, wie Future Studies in der Region aussehen könnten. Große Einigkeit bestand darin, dass sich in Kooperationsprojekten zwischen Wissenschaft und Praxis möglichst viele Menschen mit Zukunftsfragen auseinandersetzen sollten. Prof. Harald Pechlaner stellte schließlich in der Zusammenfassung der Beiträge heraus, dass obwohl in Gesellschaft und Wissenschaft schon immer über die Zukunft nachgedacht hat, der Ansatz von Futures Studies allerdings ein neuer klarer Rahmen mit großer Hebelwirkung sein kann.