In der Urania Berlin haben Expertinnen und Experten an zwei Tagen Trends und Entwicklungen aus dem Bereich der Wissenschaftskommunikation diskutiert. Die Veranstaltung fand dieses Jahr unter Rekordbeteiligung statt und begrüßte neben zahlreichen etablierten Einrichtungen und Expertisen aus dem Bereich der Wissenschaftskommunikation mit dem Jungen Forum auch den Nachwuchs. Mit dabei waren Dr. Daniel Zacher aus dem Team von „Mensch in Bewegung“ und Tanja Herbst, die Projektleiterin Wissenschafts- und Hochschulstandort der Stadt Ingolstadt. Im Mittelpunkt der zahlreichen Sessions und Workshops stand das Thema „Wissenschaftskommunikation für eine starke Demokratie und eine offene Gesellschaft“.
Gute Wissenschaftskommunikation in einer Krise der Faktizität
Als Hauptredner ordnete Prof. Dr. David Kaldewey, Wissenschaftssoziologe an der Universität Bonn, aktuell drängende Fragestellungen der Wissenschaftskommunikation ein. In seiner Keynote „Wie funktioniert gute Wissenschaftskommunikation in einer Krise der Faktizität?“ diskutierte er die Bedeutung von Wissenschaft und deren Kommunikation bei der Bewältigung aktueller Probleme – von politischen Veränderungen über geopolitische Spannungen bis zu ökologischen Herausforderungen. David Kaldewey setzte sich kritisch mit gängigen Begriffen und Framings auseinander, die in Krisenzeiten in Debatten und teilweise in der Wissenschaftskommunikation Verwendung finden, wie etwa „Wissenschaftsleugnung“. Er bemängelt, dass solche „Kampfbegriffe“ einer problematischen Simplifizierung Vorschub leisten, polarisieren und kaum konstruktive Lösungswege aufzeigen. Ebenfalls sieht er den Ausdruck „alternative Fakten“ als problematisch an und plädiert dafür, eher von „Halbwahrheiten“ zu sprechen. Denn, so Kaldewey, Verschwörungstheorien beinhalten oftmals einen wahren Kern, um den herum jedoch falsche Behauptungen gestrickt werden. Gute Wissenschaftskommunikation, so Kaldewey weiter, checkt nicht etwa nur Fakten und Standards, sondern zelebriert mit ihren Darstellungen und Erklärungen den Perspektivenreichtum und die Vielseitigkeit wissenschaftlicher Forschung.
Einsatz von KI in der Wissenschaftskommunikation
Am zweiten Tag lag der Schwerpunkt auf den Chancen, Risiken und Herausforderungen von KI und KI-Bildern in der Wissenschaftskommunikation. Zum Teil wurde diskutiert, dass KI-generierte Bilder in begrenzten und klar abgesteckten Einsatzszenarien ihre Daseinsberechtigung im Wissenschaftsjournalismus haben, sofern ihre Entstehung transparent gemacht wird. Eine Mehrheit der Disputantinnen und Diskutanten sah den Einsatz von KI-Bildern für die Wissenschaftskommunikation jedoch kritisch. Insbesondere bei besonders sensiblen Themen ist die Gefahr groß, dass KI-Content die Glaubwürdigkeit der Arbeit von Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten massiv untergräbt. Am Beispiel des Themas der Menschenrechte und KI-generierter Bilder zur Veranschaulichung von Protesten in Kolumbien wurde dies beispielhaft erläutert.
Austausch mit Netzwerk „WISTA“
Neben den thematischen Inputs und fachlichen Workshops dienten die beiden Tage der Vernetzung der Community. Für die KU stand hierbei der Austausch mit dem Netzwerk WISTA – Wissenschaft in der Stadt im Vordergrund. Neben Dr. Daniel Zacher, der in einer Session den Ingolstädter Zukunftscampus und die Aktivitäten rund um das Wissenschaftsforum Ingolstadt vorstellte, beteiligte sich auch die Wissenschaftsreferentin der Stadt Ingolstadt, Tanja Herbst an diesem Austausch. Beide betonten dabei den Wert des Informationsaustausches mit WISTA. Die daran Beteiligten wie das Schlaue Haus Oldenburg oder das Haus der Wissenschaft Bremen blicken schließlich auf jahrelange Erfahrungen im Aufbau und erfolgreichen Betrieb von Häusern der Wissenschaft.
Die Teilnahme am Forum Wissenschaftskommunikation diente somit der KU und der Stadt Ingolstadt zu einer stärkeren Beteiligung am deutschlandweiten Diskurs um aktuelle Entwicklungen in der Wissenschaftskommunikation.