Unter dem Motto „Zukunft für alle – Umbrüche kompetent gestalten durch Futures Literacy“ sind am Donnerstag, dem 13. Juli 2023 im Bayerischen Sozialministerium Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft und sozialen Organisationen ins Gespräch gekommen. Teilnehmerinnen und Teilnehmer des sozialen Bayern von Familie, Arbeit und Soziales, von Ehrenamt, Medienbildung und Jugendpolitik haben über die handlungsleitende Macht von Zukunftsentwürfen diskutiert. Die Tagung fand statt in Kooperation mit dem Bayerischen Foresight-Institut der Technischen Hochschule Ingolstadt, Fraunhofer IAO und der Foresight Academy, einer Zukunftsplattform von Unternehmen. In einer Ausstellung wurde eine „Zukunfts-Bildgeschichte“ gezeigt, ein Kaleidoskop der Zukunftsentwürfe von der Antike bis zur Gegenwart, vom Orakel von Delphi bis zu moderner Science-Fiction.
Bei der Eröffnung der Tagung betonte Sozialministerin Ulrike Scharf: „Unser Bild von der Zukunft lenkt unser Handeln im Heute. Doch wer und was entscheidet über unsere Zukunftsvorstellungen zwischen Hoffnung und Angst? Wie organisieren wir in unseren Organisationen eine kreative Gestaltungskultur für langfristiges Denken und sozial verantwortliches Handeln? Weltweit schüren Populisten von links und rechts falsche Horrorszenarien und hasserfüllte Vorurteile. Wie durchbrechen wir diese Spirale der neuen Ängste bis hin zum politischen Extremismus jeder Couleur? Demokratische Zukunftskompetenz ist das Fundament für eine abwägende, rationale Konsensbildung entlang realistischer Ziele. Für mich ist dieser Tag nur der Anstoß für eine breitere Debatte im Dienste des menschlichen und sozialen Bayern, die wir fortsetzen wollen.“
Die Teilnehmenden konnten sich von Vorträgen von Prof. Dr. Armin Nassehi, Ludwig-Maximilians-Universität München, und Dr. Riel Miller, Former Head of Futures Literacy, UNESCO, inspirieren lassen und Zukunftskompetenzen in Workshops erleben. Die Ausgangsthesen waren: Unsere aufgewühlte Zeit ist von Diskontinuitäten geprägt. Finanzkrise, Klimawandel, ökonomische und demografische Transformation, Covid-19, menschenverachtender Überfall auf die Ukraine oder die Energiekrise: Lange stabile Gewissheiten erodieren und das macht den Menschen Angst. Die Frage nach dem Umgang mit Umbrüchen ist deshalb entscheidend für den sozialen Zusammenhalt und für den demokratischen Grundkonsens geworden. Zu dieser Umbruchs- und damit Zukunftskompetenz des sozialen Bayern startet das Sozialministerium eine Reihe von Konferenzen, im kommenden Jahr zum Thema Zukunft der Arbeit.
„Futures Literacy“ ist ein von der UNESCO entwickeltes Konzept und kann in etwa mit „Demokratisierung von Zukunftskompetenzen“ übersetzt werden. Ziel ist die Befähigung möglichst vieler Menschen, die Rolle der Zukunftsbilder in dem, was sie sehen, entscheiden und tun, besser zu verstehen. „Futures Literacy“ ist damit auch ein demokratie- und organisationstheoretisches Werkzeug. Mit dem aktiv gestalteten Austausch über vielfältige Zukunftsentwürfe können in Demokratie, Arbeitswelt und Institutionen Gräben überwunden, Resilienz gestärkt und Krisen kreativ bewältigt werden.
Dr. Gerhard Schönhofer von „Mensch in Bewegung“ – tätig an der Technischen Hochschule Ingolstadt – war maßgeblich in die Konzeption der Zukünftelabore eingebunden. Die Ergebnisse werden in die Erarbeitung von Zukunftsszenarien im Transferraum 5 (Themenbereich „Zukunft“) miteinfließen.