In einer regen Diskussion wurde am 08. Mai 2024 im Rahmen der zweiten Veranstaltung der diesjährigen Neuburger Nachhaltigkeitsgespräche der Frage nachgegangen, inwiefern Klimaschutz sozial ungerecht ist und ob es eine gerechte Energiewende überhaupt geben kann.
Den Anfang machte Frau Prof. Dr. Julia Blasch (THI) mit einer Einführung in die Themen Energiearmut und Energiegerechtigkeit. Ungerechtigkeit besteht einerseits bei der Verteilung der Kosten für die Energienutzung. Andererseits besteht sie auch bei Investitionsmöglichkeiten in die Energieleistung, wie in effizientere Elektrogeräte oder Photovoltaik-Anlagen in Privathaushalten. Energiearmut wird dabei verstanden als ein multidimensionales Problem. Von Energiearmut betroffene Haushalte haben in der Regel ein niedriges Einkommen, leben oft in ineffizienten (unsanierten) Wohngebäuden. Daraus entstehen wiederum höhere Kosten in der Nutzung z.B. hinsichtlich der Gebäudeheizung und leiden daher zusätzlich finanziell mehr unter gestiegenen Energiepreisen.
In die anschließende Diskussion mit den weiteren Teilnehmenden wurden von Prof. Dr. Martin Schneider (KU) auch die Thematiken der Generationengerechtigkeit und der Klimagerechtigkeit aufgegriffen. Ob die Energiewende stattfinden muss, stand dabei für die Diskutierenden außer Frage. Damit sie weiterhin in der Bevölkerung mehrheitlich akzeptiert wird, muss der Weg dorthin aber in den Augen der Referentin und Referenten gerechter gestaltet werden.
Manfred Rößle von der Bürger-Energie-Genossenschaft Neuburg-Schrobenhausen-Aichach-Eichstätt eG zeigte zudem deutlich auf, wie politische Entscheidungen die Energiewende regional beeinflussen, Ansätze einer Bürger- und Bürgerinnenbeteiligung bei der Energiewende ermöglichen, aber auch be- oder gar verhindern können. Die Möglichkeit, sich bei etwaigen Initiativen einzubringen, haben jedoch viele Menschen mit geringen Haushaltseinkommen nicht. Hans-Peter Wilk, Geschäftsführer der Caritas e.V. Neuburg-Schrobenhausen, machte deutlich, dass bereits geringe Preiserhöhungen bspw. bei den Strompreisen Menschen in die Verschuldung drängen können. Auch er sieht den Staat in der Verantwortung. Ohne dem Ausbau des sozialen Wohnungsbaus, bezahlbare Mieten und eine Erhöhung des Bürgergeldes würden immer mehr Menschen in Deutschland in die Energiearmut getrieben.
Der Abend endete lang nach dem offiziellen Schlusspunkt der Veranstaltung, denn viele Gäste und einige Referenten führten die Gespräche bis weit in den Abend fort. Er zeigt einmal mehr: für die erfolgreiche Energiewende bedarf es technischer Innovationen und Finanzierungsmöglichkeiten derer – vor allem aber muss sie sozial gerecht(er) werden, wenn sie ganzheitlich nachhaltig sein soll.
Dieser Text wurde verfasst unter Mitarbeit von Nadja Noras