Mit dem Büro für die Bürgerschaft hat die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt im Sommer 2023 einen neuen öffentlichen Raum in Eichstätt geschaffen, den sie gemeinsam mit Stadt und Landkreis Eichstätt nutzt. Ziel der neuen Räumlichkeiten am Marktplatz 18 ist es, die Universität weiter zu öffnen und den Dialog mit der Stadtgesellschaft zu befördern. Dass dies gelungen ist, wurde jetzt beim Erfahrungsaustausch zum Round Table „Städtische Nachhaltigkeitstransformation“ deutlich.
Andreas Seebacher und Pia Laborgne vom Karlsruher Transformationszentrum für Nachhaltigkeit und Kulturwandel besuchten das Eichstätter Bürgerbüro vergangene Woche zum Erfahrungsaustausch. Die beiden Forschenden vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) sind bis heute maßgeblich am Aufbau des Reallabors „Quartier Zukunft“ in der Karlsruher Oststadt beteiligt. Seit 2011 existiert das „Quartier Zukunft“ bereits. Ausgehend von der Karlsruher Initiative ist seither bundesweit und international eine breite Forschungsbewegung entstanden, aus der neue Ansätze für die Nachhaltigkeitswende und für die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an Wissenschaft hervorgegangen sind.
Zahlreiche Projekte konnten in Karlsruhe über die Laufzeit hinweg gemeinsam mit der Stadt, mit Politik, Initiativen und Unternehmen, vor allem aber mit den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort erprobt und realisiert werden. Im Gespräch mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der KU aus Europäischer Ethnologie, Geographie, Journalistik und Kunstpädagogik sowie Vertreterinnen und Vertretern von Landratsamt und Bürgerschaft erläuterten Seebacher und Laborgne zu ihrem Besuch, welche Herausforderungen mit der Entwicklung des neuen Ansatzes verbunden waren, aber auch, wie erfolgreich neue Lösungsansätze etabliert werden konnten.
Im Gespräch wurde etwa deutlich: Eine aktive Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an Wissenschaft sowie die gemeinsame Gestaltung einer gelingenden Wende zur Nachhaltigkeit braucht ganz konkrete Anreize. Es gilt, die Räume der Universität für die Öffentlichkeit zu öffnen, aber auch eine Teilhabe der Bürger an den Ressourcen der Wissenschaft zu ermöglichen. Nur so könne eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe entstehen, die nicht nur Ideen hervorbringt, sondern auch ganz praktische Veränderungen in Alltag und Stadtgesellschaft bewirkt. Dabei sei die Auswahl möglichst konkreter Themen ein wichtiger Ausgangspunkt für gelingende Kooperationen. In Karlsruhe konnten so etwa Nachhaltigkeitsstrategien mit Kantinen und Großküchen entwickelt, ein Reparatur-Café und Solaranlagen in privater Balkon-Nutzung schon früh erprobt werden.
Regelmäßige Bürgerversammlungen bilden dabei oftmals den ersten Schritt. So konnte sich ein öffentliches Angebot entwickeln, das von Beginn an gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern konzipiert wurde. Gleichzeitig dienten Forschungstagebücher, Befragungen und Diskussionsrunden dazu, sämtliche Aktivitäten kontinuierlich auch zu dokumentieren und zu beforschen, um die transformative Wirksamkeit der Ansätze zu überprüfen. Heute, seit der Verstetigung des Reallabors, bildet das „Quartier Zukunft“ eine feste Institution an der Universität in Karlsruhe.
„So weit sind wir in Eichstätt zwar noch nicht,“ erläutert Dr. Thomas Metten, der das Büro für die Bürgerschaft mit initiiert hat. „Unsere Räume erfreuen sich aber schon jetzt einer großen Beliebtheit bei unterschiedlichen Initiativen ebenso wie in der Bürgerschaft. Mehr als 2.000 Beteiligte besuchten im vergangenen Jahr Events und engagierten sich bei Aktivitäten.“ Auch in Eichstätt wolle man das Büro in der nächsten Zeit daher stärker an die Forschung zurückbinden und im Rahmen eines von der Volkswagenstiftung geförderten Projekts zu einem Reallabor ausbauen.
Foto: Priscila Berger/KU