Ignaz Kögler Research Summer Camp präsentierte intensives Austauschprogramm
Vergangene Woche Freitag endete das Ignaz Kögler Research Summer Camp an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Zum Forschungscamp eingeladen waren Studierenden, die kurz vor Abschluss ihres Masterstudiums stehen, sowie Promovierende in der Anfangsphase ihrer Promotion. 20 Teilnehmende aus ganz Deutschland, Europa sowie verschiedenen Ländern anderer Kontinente nutzten die Gelegenheit, im Austausch mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an eigenen Forschungsideen zu arbeiten. „Das Research Camp war für mich eine einzigartige Gelegenheit, Menschen aus der ganzen Welt kennenzulernen und neue Einsichten in die Forschung an der Schnittstelle von Nachhaltigkeit und Digitalisierung zu gewinnen,“ berichtete Marina Garcez. Die Juristin, die sich mit Menschenrechten beschäftigt, war aus Brasilien angereist und vor allem von der interdisziplinären Ausrichtung des Camps begeistert.
Während des sechstägigen Austauschprogramms boten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus so unterschiedlichen Disziplinen wie Soziologie, Wirtschaftsgeographie, Data Science, Mathematik oder Klimaforschung Einblicke in aktuelle Forschungsprojekte. Die Teilnehmenden konnten nicht nur erfahren, wie neue Forschungsfragen mit Blick auf aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen erarbeitet werden, sondern im Gespräch auch ganz gezielt eigene Ideen und Projekte mit den beteiligten Expertinnen und Experten diskutieren. „Das Research Camp gab mir die Möglichkeit, durch die Vielfalt der präsentierten Ansätze ganz neue Fragen im Spannungsfeld von Digitalisierung und Nachhaltigkeit aufzuwerfen, die ich zuvor nicht im Blick hatte,“ berichtete Paolo Zanatto, der an der Universität Bologna derzeit ein Masterstudium „Digitale Transformation“ abschließt.
Ergänzend zu den Forschungswerkstätten bot das Camp Workshops zur Methode des Design Thinking, zur Konzeption und Gestaltung wissenschaftlicher Poster sowie zum Wissenstransfer. „Das Forschungscamp stellt einen Meilenstein für die KU dar. Es ist das erste Mal, dass wir eine Veranstaltung mit einem so starken interdisziplinären und internationalen Schwerpunkt ausrichten, die sich speziell an Absolventen und junge Forscher richtet,“ betonte Vizepräsident Prof. Dr. Jens Hogreve zum Abschluss der Veranstaltung. „Das Camp knüpft dabei direkt an die Forschungsstrategie der KU an: Der Mensch und nicht die technische Innovation steht im Vordergrund. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf möchten wir neue Ideen und Lösungen für die dringendsten Probleme der Welt finden.“
Zu den Highlights des Programms gehörten die Abendvorträge: Prof. Dr. Jürgen Kropp, der am renommierten Potsdam Institut für Klimafolgenforschung tätig ist, zeigte auf, wie eine weitere Verdichtung der Städte zwar positive Effekte für die Einsparung von Energie haben könnte, dass dies jedoch auch zu einer verstärkten Hitzeentwicklung führen würde. In der Diskussion erläuterte er, dass Maßnahmen, wie in Madrid, wo Straßen am Abend mit Wasser gekühlt würden, im Verhältnis dazu betrachtet werden müssten, welche Folgen eine Überhitzung andernfalls hätte. Solche Zielkonflikte verdeutlichten, so Kropp, wie komplex die Herausforderungen einer Wende zur Nachhaltigkeit seien. Einfach Lösungen seien nicht zu erwarten. Dabei präsentierte er, wie wichtig es gerade im Städtebau sei, neue Wege zu gehen. Der Bausektor produziere derzeit rund 40 Prozent aller CO2-Emissionen, weshalb in Potsdam derzeit mit neuen, nachhaltigen Formen des Holzbaus experimentiert werde.
Rainer Rehak, der am Berliner Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft tätig ist, zeigte auf, dass Fragen der Nachhaltigkeit gegenwärtig besonders die Informations- und Kommunikationstechnologien betreffen. Das Konzept der informationellen Nachhaltigkeit ziele nicht nur auf vieldiskutierte Fragen des Datenschutzes, sondern auch darauf, ob Software frei verfügbar sei oder technische Infrastrukturen Teil des Gemeinwesens seien. Technologien schlössen vielfach jedoch gesellschaftliche Teilgruppen aus. Daher sei es wichtig, sich von Technikfixierungen und aktuellen Hypes zu lösen, um zu reflektieren, für wen eine Technologie entworfen werde. Nur so könne es gelingen, so Rehak, die tatsächlichen Probleme der digitalen Transformation in den Blick zu nehmen und eine breite Teilhabe zu ermöglichen. Viel zu häufig sei die Medienöffentlichkeit jedoch durch Scheindebatten bestimmt, die verschleierten, wo wir tatsächlich kritisch nachhaken sollten.
Zum Abschluss des Research Camps präsentierten die Teilnehmenden die Ergebnisse des Arbeitsprozesses in einer wissenschaftlichen Posterausstellung. In die Erarbeitung der Poster eingegangen waren nicht nur die Ergebnisse von Forschungswerkstätten und Workshops. Ganz gezielt stellten die Nachwuchsforschenden auch heraus, wie sie durch ihr wissenschaftliches Engagement künftig aktiv an einer gelingenden gesellschaftlichen Entwicklung mitwirken möchten. „Die Präsentationen der jungen Menschen haben mich beeindruckt,“ stellte Prof. Dr. Georg Rosenfeld, Vorstand der „Exzellenzstiftung Ingolstädter Wissenschaft – Ignaz Kögler“, im Abschlussgespräch heraus. „Ganz besonders freut mich, dass durch das Camp aber auch der Grundstein für ein internationales Netzwerk von Nachwuchsforschenden gelegt werden konnte.“ Die Ingolstädter Stiftung hatte zu Beginn des Jahres einen Antrag der KU bewilligt und damit die Finanzierung des Camps ermöglicht.