Am Mittwoch, dem 22. November 2023 fand im Jugendzentrum „Utopia“ das Zukünftelabor „Pfaffenhofen 2040“ statt. Unter Anleitung von Dr. Gerhard Schönhofer vom Bayerischen Foresight-Institut der Technischen Hochschule Ingolstadt, Projektkoordinator des Transferraums „Zukunft“ im BMBF-Wissenstransferprojekt „Mensch in Bewegung“, setzten sich 10 junge Menschen im Alter von 12 bis 23 Jahren in mehreren Schritten mit wahrscheinlichen, wünschenswerten sowie alternativen Zukünften auseinander. Organisiert wurde das Zukünftelabor, das als Workshopformat die UNESCO Zukunftskompetenz Futures Literacy erhöhen soll, durch Matthias Stadler von der Stadtjugendpflege der Stadt Pfaffenhofen, Michaela Härtl vom Elternbeirat des Schyrengymnasiums sowie unter methodischer Mithilfe von Dr. Stefan Bergheim vom Zentrum für gesellschaftlichen Fortschritt (ZFG).
Der Einstieg in den 4-gliedrigen Prozess, dem das Format der Zukünftelabore folgt – Aufdecken, Experimentieren, Abgleichen, Handeln – fand für die Teilnehmenden individuell und losgelöst von den anderen Mitgliedern des Workshops statt: Es galt für jede/n einzeln, sich allein besonders wahrscheinlich eintretende Zukunftsszenarien zu überlegen und zu notieren. Anschließend diskutierten die Teilnehmenden in 2 Gruppen ihre Ergebnisse und präsentierten sie der jeweils anderen Gruppe. Themenkomplexe wie Künstliche Intelligenz, alternative Mobilitätskonzepte, neu gestaltete Bildungsinstitutionen, Zuzug, Kreislaufwirtschaft, Klimawandel und Waldsterben fanden in dieser Einstiegsphase Erwähnung. Als wünschenswert deklarierten die Teilnehmenden insbesondere offenere und neue Bildungskonzepte, mehr Engagement für den Klimaschutz, umfassenderen gesellschaftlichen Zusammenhalt, weniger Konflikt und Krieg oder auch bezahlbares Wohnen in der ersten, sowie mehr öffentliche Räume wie Parks und Sportanlagen, bessere IT-Ausstattung für Schulen mit hierfür ebenso kompetenten Lehrkräften, einen verantwortungsbewussten Umgang mit Künstlicher Intelligenz sowie das Verbot von TikTop und E-Zigaretten in der zweiten Gruppe.
Nach dem Aufdecken wahrscheinlicher und wünschenswerter Zukünfte ging es nach einer kurzen Pause im Hauptteil des Zukünftelabors darum, mit alternativen Zukünften zu experimentieren. Basierend auf den Ergebnissen der ersten Phase des Labors bekam jede Gruppe zwei limitierende Vorgaben für ihre Experimentierarbeit: Während die erste Gruppe sich einem Szenario zu widmen hatte, in dem es kein Bildungsmonopol staatlicher Schulen und zentral organisierte Wohnraumverteilung geben sollte, hatte die zweite Gruppe die Vorgabe, eine Gesellschaft ohne KI, dafür mit Nutzungsregulierung zum Zugang öffentlicher Räume zu entwerfen. Den Teilnehmenden standen hierfür kreative Ausdrucksformen wie etwa die Erstellung von Zeichnungen und Kollagen auf Flipcharts sowie das optionale Verfassen eines Kapitels zu Verfügung, das Teil eines Science-Fiction Romans sein könnte. Ziel dieser zentralen Episode ist es gemeinhin, die eigenen Annahmen hinsichtlich dessen, was als wünschenswert und wahrscheinlich antizipiert wird, bewusst durch alternative Perspektiven zu kontrastieren und so den eigenen Blick auf das Zukünftige ebenso bewusst zu erweitern.
Im letzten Doppelschritt des Zukünftelabors – Abgleichen und Handeln – wurden die Teilnehmenden behutsam wieder ins Hier und Jetzt zurückgeführt, um die ersonnenen Zukünfte zu reflektieren und entsprechende Handlungsimplikationen abzuleiten. Eine zentrale Feststellung der Jugendlichen bestand darin, dass sich die entworfenen Zukunftsbilder und die Diskussion um dieselben wohl deshalb so konstruktiv und widerstandsfrei abgespielt hatte, weil alle Jugendlichen sehr ähnliche persönliche Hintergründe mitbrachten. So besuchten alle Teilnehmenden etwa das lokale Schyrengymnasium. Die von allen angemerkten Erweiterungen der Wahrnehmung möglicher Zukünfte hätte durch eine diversere Teilnehmendenschaft noch mehr hinzugewonnen, so die Jugendlichen. Gegenwart wurde als thematischer Startpunkt identifiziert für alle Zukunftsideen. Durch den experimentellen Charakter seien ihre Zukunftsvorstellungen nun deutlich entgrenzter, so die Beteiligten. Für die konkrete Alltagsarbeit der Jugendlichen im Rahmen eines FSJ, das zwei der Teilnehmenden gerade ableisteten oder dem Jugendparlament, dessen Vorsitzende ebenfalls am Workshop teilgenommen hatte, sei es sehr hilfreich gewesen, sich auf das Gedankenexperiment „Zukünftelabor“ einzulassen und mögliche Zukünfte von verschiedenen, teils ungewohnten Perspektiven zu durchdenken.