Was hat UNO-Spielen auf dem Eichstätter Markplatz mit Wissenschaft zu tun? Auf den ersten Blick wenig. Das Projekt „Eichstätt, ein Raum für alle?“ jedoch macht deutlich: Wissenschaft hat viele und auch manchmal etwas unkonventionelle Gesichter. So auch das Projekt von Schülerinnen und Schülern des Willibalds Gymnasiums, des Lehrstuhls für Politische Bildung und des Citizen Science Labs der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU). Dieses fand vergangenen Donnerstag in einer Abschlusspräsentation und einer Ausstellung im Bürgerbüro am Markplatz in Eichstätt sein Ende.
Im Fokus: Menschen mit Behinderung, Kinder, Jugendliche und ältere Menschen
Ein ganzes Schuljahr lang erforschte die Gruppe aus politikinteressierten Schülerinnen und Schülern gemeinsam mit der KU die vielfältigen Bedürfnisse und Anforderungen, die Bürgerinnen und Bürger an die Gestaltung des öffentlichen Raums in Eichstätt haben. Dabei kamen als Vorbereitung für ihre anstehenden Interviews mit Bedürfnisgruppen und Expertinnen verschiede Übungen zum Einsatz. Beispielsweise ein gemeinsames UNO-Spiel auf dem Markplatz, um zu erfahren, welche Nutzungsweisen des öffentlichen Raumes akzeptiert werden und welche auf Widerstand stoßen. Zahlreiche Interviews, kollektives Kartieren und weitere Forschungsmethoden gaben letztendlich Aufschluss über die Wünsche der vier untersuchten Bedürfnisgruppen „ältere Menschen“, „Menschen mit Behinderung“, „Kinder“ und „Jugendliche“. Die Forschenden leiteten aus dem Material ab, dass die Mehrheit der geäußerten Vorschläge von allen Gruppen geteilt werden. Darunter beispielsweise der Wunsch, den Residenzplatz stärker als Ort für Austausch und Begegnung zu gestalten, der Bedarf nach mehr Picknickbänken oder einem Bürgerhaus für alle Bedürfnisgruppen. – Die Zahl an Verbesserungswünschen ist groß. Gleichzeit wurde aber auch deutlich, dass Eichstätt bereits eine hohe Lebensqualität besitzt.
Ausstellung informiert über Ablauf des Forschungsprojekts
Am Ende der zweistündigen Veranstaltung bedankten sich Lisa Schmidt, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl politische Bildung, und Maria Bartholomäus, Koordinatorin für Kommunikation und Beteiligung im Projekt „Mensch in Bewegung“, bei den Schülerinnen und Schülern für die produktive Zusammenarbeit. Anschließend hatten die Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit den Verlauf und die Ergebnisse der Forschung anhand einer Ausstellung und im persönlichen Austausch nachzuvollziehen. Die Ergebnisse des Projekts werden nun als Anregungen an die entsprechenden Stellen weitergegeben.
Über „Eichstätt – Raum für alle“
„Eichstätt – Raum für alle“ ist ein Citizen Science-Projekt der Professur für Politische Bildung an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und des KU-Citizen Science Labs. Im Rahmen des Projekts arbeitet die Professur unter der Leitung von Prof. Dr. Rico Behrens mit dem Wissenstransferprojekt „Mensch in Bewegung“ zusammen und untersucht gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern die vielfältigen Bedürfnisse und Anforderungen, die Bürgerinnen und Bürger an die Gestaltung des öffentlichen Raums in Eichstätt haben. Als sogenannte „Young Citizens“ bringen die Schülerinnen und Schüler ihr Wissen in die Forschung ein. Zielgruppenspezifische Methodentrainings helfen ihnen dabei, Wissen und Kompetenzen zu erwerben, mit denen sie zur Lösung lokaler Herausforderungen beitragen können. Das Projekt „Eichstätt – Raum für alle“ wird von der Hans Sauer Stiftung gefördert. „Mensch in Bewegung ist ein Wissenstransferprojekt, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Land Bayern im Rahmen der Förderinitiative „Innovative Hochschule“ gefördert wird.
Fotos: Anna Grimbs/KU