Auch in 2020 ist die Formatreihe „Tage der Nachhaltigkeit“ wieder fortgeführt worden. Aufgrund der Corona-Pandemie fanden die Programmpunkte diesmal hauptsächlich virtuell statt. Von Freitag, den 09. Oktober, bis Sonntag, den 11. Oktober, konnten Interessierte aus der Region an unterschiedlichen Online-Formaten teilhaben. Von Impulsvorträgen, über Podiumsdiskussionen, Webinare bis zu einer virtuellen Schnitzeljagd war einiges für die Teilnehmenden geboten.
Die Technische Hochschule Ingolstadt (THI) und die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) brachten sich durch ihr Verbundprojekt „Mensch in Bewegung“ (MiB) wieder mit zahlreichen Beiträgen ein. Unterstützt wurde die Veranstaltung ebenfalls durch den Projektpartner Regionale Netzstellen Nachhaltigkeitsstrategien (RENN.süd). Der Samstag stand ganz im Zeichen der Interaktion mit den interessierten Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Unter dem Motto „Ingolstadts Zukunft gemeinsam gestalten“ wurden von „Mensch in Bewegung“ verschiedene Veranstaltungen zu unterschiedlichen Nachhaltigkeitsthemen angeboten. Am Sonntag schlossen die Tage mit einer Podiumsdiskussion ab, an der sich das Projekt durch Konzeptentwicklung und Moderation beteiligte.
Folgende Themenkomplexe wurden von Mensch in Bewegung mit Beiträgen bespielt:
Mobilität
Der Themenkomplex „Nachhaltige Mobilität“ wurde von Seiten der THI mit drei spannenden Vorträgen besetzt: Prof. Dr. Harry Wagner ging auf vier unterschiedliche Mobilitätszenarien in Ingolstadt ein, die beispielsweise eine Zunahme des motorisierten Individualverkehrs oder die alternative Nutzung „grüner“ Fortbewegungsmittel beinhalteten. Prof. Dr. Andreas Riener zeigte in seinem Vortrag einen Überblick über das Potenzial von vernetztem und automatisiertem Fahren zur Verbesserung der Ökobilanz von Mobilität, etwa durch vorausschauendes Fahren, Vernetzung mit der Infrastruktur oder Ausnutzung des Windschattens beim Hinterherfahren, auf und betont, dass signifikante Effekte nur durch tiefgreifende Veränderungen in der Gesellschaft, der Gesetzgebung und im individuellen Fahrverhalten bzw. der Erwartungshaltung zu erreichen sind. Prof. Dr. Thomas Grauschopf beleuchtete in seinem Vortrag die Sicherheit von Fahrradfahrern unter der Überschrift „Intelligente Assistenzsysteme für Fahrradfahrer“ und stellte dar, wie virtuelle Simulationsumgebungen genutzt werden können, um solche Systeme schnell realisieren und in gefahrlosen Umgebungen reproduzierbar evaluieren zu können.
Kultur & Bildung
Unter dem Überbegriff „Kultur & Bildung“ konnten sich Groß und Klein von der Referentin Lena Kackstätter virtuell über den Nachhaltigkeitsparcours führen lassen, der auf dem Gelände der auf 2021 verschobenen Ingolstädter Landesgartenschau steht. Dabei wurde zum Beispiel das Thema „Virtuelles Wasser“ anhand der textilen Wertschöpfungskette erläutert. Durch ein kleines Quiz wurden die Teilnehmenden spielerisch in den Parcours eingeführt.
Umwelt & Klimaschutz
Das Thema „Umwelt & Klimaschutz“ wurde mit einem Beitrag zum Thema Energiewende von Robin Tutunaru, Simon-Lars Pfeuffer und Ann-Kathrin Roßner aufgegriffen. Dabei wurden mögliche Zukunftsvisionen der Teilnehmenden im Bereich Energiewende diskutiert, erklärt, wieso wir uns eigentlich mit der Energiewende beschäftigen und welchen Beitrag die unterschiedlichen Stakeholder leisten können. Ziel des Workshops war es, das Thema greifbar und erlebbar zu machen. Im Webinar wurde dafür ein Prototyp der interaktiven Webseite „Energiewende regionalisieren“ vorgestellt. Diese richtet sich an Bürgerinnen und Bürger der Stadt Ingolstadt sowie der angrenzenden Landkreise Neuburg-Schrobenhausen, Pfaffenhofen und Eichstätt. Die Website informiert zum Thema Energiewende und zeigt konkret auf, welche Potenziale in der Region stecken, die Energiewende zu gestalten. Die Nutzerinnen und Nutzer des Web-Tools können auf der Webseite virtuell ihre eigene Energiewende für die Region simulieren. Damit ist sofort erkennbar, wo in der Region welche Arten von erneuerbaren Anlagen potenziell entstehen könnten und ob mit den Maßnahmen die Energiewendeziele erreicht werden. Auch mögliche Wechselwirkungen sind ersichtlich. Die Webseite soll voraussichtlich Ende des Jahres den Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung stehen.
Ingolstadt & die Region
Im Schwerpunkt „Ingolstadt & Region“ wurde unter anderem das Thema Einführung einer Nachhaltigkeitsagenda in der Stadt Ingolstadt besprochen. Momentan steht die Stadt noch weitestgehend am Anfang in diesem intensiven Prozess. In Webinar wurden zwei erfahrene Akteure, Albert Geiger und Sarina Gisa, in einen Dialog gebracht. Albert Geiger ist Leiter des Referats Nachhaltige Stadtentwicklung der Stadt Ludwigsburg und Dozent an der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen. Als Referatsleiter begleitet er die Einführung eines integrativen Nachhaltigkeitsmanagementprozesses, der die Stadtverwaltung, den Gemeinderat und die Bürgerschaft umfasst. Sarina Gisa ist Potentialentfaltungscoach, Bodyworkerin und Vorsitzende in der Wandelinitiative „wirundjetzt“ in der Bodenseeregion. „wirundjetzt e. V.“ arbeitet daran, dass in ihrer Region soziale NetzwerkarbeiterInnen und BotschafterInnen eingeführt werden, die gemeinsam mit den „Regional- und Lokalakteuren“ eine Verbindungskultur schaffen. Ziel des Dialogforums war es, gegenseitig von den eigenen Erfahrungen zu lernen, was es bedeutet, in den Prozess „Einführung einer Nachhaltigkeitsagenda“ einzutreten. Zusammen wurde diskutieren, was es zu beachten gilt und was mögliche Schwierigkeiten sein können. Es moderierte Erik Bertram (KU).
Abendprogramm
Den Samstag rundete ein Abendprogramm mit einer Live-Übertragung zum Thema „Wirtschaft und Wissenschaft für eine nachhaltige Zukunft“ ab. In zwei Podiumsdiskussionen diskutierten Vertreter aus Bildung, Politik und Wirtschaft die Eckpfeiler einer nachhaltigen Entwicklung für die Region Ingolstadt. Prof. Dr. Christian Stummeyer (THI) beleuchtete in einem Impulsvortrag Anknüpfungspunkte zwischen Künstlicher Intelligenz (KI) und Nachhaltigkeit. „Künstliche Intelligenz ist keine Zauberei“, so Stummeyer. Vielmehr setze sie sich aus verschiedenen Komponenten wie Mathematik, Softwareentwicklung, Rechnerleistung und der Verfügbarkeit von Lerndaten zusammen. „Es braucht jedoch ein ethisches Grundgerüst, um die KI zu formen.“, betonte Stummeyer. Künstliche Intelligenz auf Basis von ethischen Grundlagen könne durchaus zum Enabler der Nachhaltigkeit werden und dabei helfen, die SDGs – die „Sustainable Development Goals“ der Vereinten Nationen – systematisch anzugehen. So könne KI zum Beispiel dabei unterstützen, die Meere durch intelligente Drohnen auf Plastik zu überprüfen, durch Monitoringsysteme die Luft- und Wasserqualität zu verbessern oder bei bereits bestehender Technologie eine Effizienzsteigerung in Prozessen zu erreichen. Dem Vortrag folgte eine angeregte Diskussion mit den Podiumsgästen Dr. Franz Glatz (brigk), Renate Preßlein-Lehle und Dr. Andreas Thellmann (Airbus) zu den Chancen der KI für eine nachhaltige Entwicklung.
Veranstaltungen mit MIB-Beteiligung am Sonntag, den 11. Oktober
Abendprogramm
Moderiert durch den Projektmitarbeiter Erik Bertram (KU) wurde am Sonntagabend über die Einführung einer Nachhaltigkeitsagenda in Ingolstadt diskutiert. Die Podiumsdiskussion wurde von Dr. Michael Holzner (iCONDU) eröffnet. In einem kurzen Impuls schilderte er illustrativ die Ergebnisse, der im letzten Jahr durchgeführten Bestandsaufnahme. Diese hatte zum Ziel, alle momentanen Nachhaltigkeitsbemühungen der Stadt Ingolstadt zu erheben und von Expertinnen und Experten bewerten zu lassen. In einem „User-Experience-Fishbowl-Format“ kamen die Expertinnen und Experten Prof. Reinhard Büchl, Prof. Dr. André Habisch, Prof. Dr. Alois Heißenhuber, Dr. Michael Holzner, Petra Kleine, Prof. Dr. Anne-Kathrin Lindau, Denise Rink und Prof. Dr. René Schmidpeter zu Wort. Aufgeteilt in zwei Gruppen konnten sie hre Beobachtungen und Erfahrungen schildern, herausfordernd nachfragen und miteinander in Austausch kommen.
Darauf folgte ein weiterer Impuls von Dr. Michael Holzner, in dem er einen vertieften Einblick in den Ablauf des Einführungsprozesses der Agenda gab. Dieser Einblick wurde durch die Schilderung der persönlichen Erfahrungen der Prozessbeteiligten Kevin Cordshagen, Martin Dick, Ingrid Gumplinger, Heike Marx-Teykal, Helmut Schels und Eva Schulz vertieft. Zum Schluss sprach Oberbürgermeister Dr. Christian Scharpf, in seiner Videobotschaft, ermutigende Abschiedsworte.